Ende 2019 beginnt wie immer die Urlaubsplanug für das kommende Jahr und schnell wird mir klar, dass ich in 2020 ein Zeit Problem bekomme wenn ich nochmal eine Woche mit dem Rad unterwegs sein will. 2020 müssen die Schulferien abgedeckt werden, der Familienurlaub und die Besuche bei den Großeltern fordern das komplette Budget. Unmut macht sich breit und ich bin am überlegen wie ich überhaupt noch etwas unterbringen kann. Doch dann Anfang Dezember reißt es mein Arbeitgeber nochmal alles raus. Es wird immer wichtiger in bestimmten Technologie Stacks geschult zu sein und es wird ein Programm angeboten wo sich dieses Wissen über verschiedenste Kanäle aufgebaut werden kann. Und der Win Win an der Sache ist dann auch noch, dass es ein üppiges Trainings Budget dafür gibt.
Coolstes Konzept ever, „Büffeln für mehr Rauszeit“.
Ich den Wintermonaten bin ich jede freie Minute am Lesen und stelle doch schon relativ schnell fest, dass die Zeit, die ich mir „freilerne“ doch ziemlich hart erkauft ist. Die Kurve auf Veloviewer ist so „flat“, da hat man fast Angst, dass es ein dauerhafter Infarkt ist. Bloß keine bleibenden Schäden…
Doch dann kommt Corona und verschiedene Ereignisse die für 2020 einiges durcheinanderwirbeln (2 Wochen gehen für mehrere Kurzbesuche drauf und ich werde die Fronten wechseln).
So schmiede ich den Plan, mir vor dem Familienurlaub ein paar Tage Rauszeit zu geönnen. Die Ideen sind, den CandyB Reverse zu fahren oder die Strecke vom Taunus Bikepacking 2018. Beim Taunus Bikepacking schrecken mich aber die 10000 Höhenmeter ab. Einer meiner Radkollegen ist im Juni den Taunus-Teser gefahren und ich denke dann, eigentlich reicht das für mich erst mal.
Es ist Freitag Nachmittag das neue MTB ist bepackt und die übliche Vor-Tour-Unlust hat mich wieder gepackt, Ich verabschiede mich aber von der Familie und radle so langsam Richtung Hofheim. Die Temperatur ist super und der Spaß ist schnell wieder da. In Hofheim werden dann die ersten Bilder gemacht. Die Strecke ist super und auch schön abwechslungsreich. Es gibt viel zu sehn, ständig geht es hoch und runter. Schön viel Natur und immer mal wieder ne Bank zum Rasten. Praktisch um die Ecke und so schön…
In Langenhain mache ich den ersten Stop beim Bäcker. Corona sein dank bekomme ich dort schon mal KEIN Wasser. Zum Glück tut es ein Wasserhahn einige Minuten später beim Bahá’í Tempel. Ab hier an geht es schön durch Wälder und Felder. Von den kleinen Ortschaften ringsum bekommt man wenig mit und ich komme so in meinen Flow. Vielleicht beim nächsten Mal eine Flasche mehr mitnehmen!?!
Nahe dem Jagtschloss Platte beginnt die Dämmerung und ich beginne die Karte auf abgelegene Lichtungen im Wald zu durchforsten. In der Nähe vom Altenstein werde ich fündig. Die Nacht ist sehr kalt, da sich an der Biwakzeltdecke ziemlich viel Kondenswasser gesammelt hat, was den Schlafsack durchfeuchtet hatte.
Der nächste Morgen beginnt sonnig und ich starte super in den Tag. In Bleidenstadt findet sich ein Bäcker für den Kaffee und Teigteilchen…
Die Tour wird richtig schön und hier und da laden Bänke ein die Landschaft zu genießen.
In Bad Schwalbach fülle ich eine meiner Flaschen mit Heilwasser auf, was mich vermutlich ein Tag später ziemlich umhaut (fiese Campylobacter Bakterien und da das Wasser sehr moderig schmeckte vermute ich es lag daran). Die Gegend ist aber sehr schön und es geht andauernd hoch und runter. Jedes Gramm fängt an zu stören und allerlei Gewichtstuning schwirrt mir durch den Kopf. Ich entschließe mich kein russisches Eis mehr Abends zu essen.
Durch Fischbach geht es im Tal in Richtung Wisper. An dem Fluss geht ein richtig schöner Wanderweg lang und ich fahre in Slomo um die Wanderer nicht zu ärgern. Es ist richtig schön, richtig, richtig schön.
Etwas später viele Hügel hoch und runter erreiche ich die Burg Hohenstein die zum kleinen Rundgang einlädt. Fotos werden gemacht und es geht weiter.
Am späten Nachmittag erreiche ich das Dörsbachtal. Ein wunderschöner Trail erwartet mich. Wieder ein Highlight, es macht richtig Laune an dem schmalen Grad endlangzufahren. Am Anfang des Tals ist ein schöner kleiner Zeltplatz wäre es etwas später gewesen wäre es sicher ein schöner Platz zum Campieren.
Die Dämmerung beginnt und ich erreiche die Lahn. Es ist wunderbar flach und in den letzten Stunden des Tages purzeln noch einige Kilometer, sodass wenigsten Ü100 in Sicht sind. Am Campingplatz Gutenacker sind es 112km und ich entschließe mich dort den Tag zu beenden. Das Zeltaufbauen, Duschen und Einschlafen erfolgt in Bestzeit.
Die Nacht war sehr warm, der Mückenschutz vom Biwakzelt hätte sicher auch gereicht. Schnell wurde alles eingepackt und es ging weiter.
Der Anstieg beginnt sofort und ich denke „was ein Glück das ich am Abend den Zeltplatz gefunden hab“. Ein Stückchen ist sehr steil und ich muss schieben. Auch merke ich, dass der Vortag seine Spuren hinterlassen hat und die Luft bei mir etwas raus ist. Der Tag ist noch lang und ich gehe es langsam an. Die erste Steigung ist geschafft und ich genieße die Natur auf einer Parkbank, am Horizont ist Schloss Schaumburg. Schön, dass wird wohl der nächste Stop werden, denke ich.
Nach einer kurzen Abfaht beginnt wieder ein knackiger Anstiegt den ich diesmal wieder auf dem Rand bezwingen möchte. Gute 10m vor dem Scheitelpunkt kracht es in meinem Hinterrad und erschrocken checke ich was passiert ist. Die Steckachse ist lose und ca. 4mm rausgedreht. Ich erkenne, dass sich der Freilauf ebenfalls aus dem Zahngehäuse geschoben hat. „Mist die 4 Sperrklinken sind rausgebrochen.“
Schwer sind die Gedanken zu beschreiben, es rattert in meinem Kopf, die zeit verschwimmt. Mir wird klar, das hier ist das Ende der Tour. Etwas verdattert öffne ich die Karten App und checke wo der nächste Bahnhof ist, es ist Balduinsein im Lahntal. Ich lasse mich langsam ins Tal rollen und sauge nochmal die Natur in mich hinein.
Auf der Zugfahrt nährt sich der Plan in 2 Tagen später im Jahr den Rest des Taunus Teasers zu fahren. Mal sehn ob das klappt…
Vielen Dank noch an Jesko für die tolle Route 🙂